25. März 2014

3 Wochen und das Ende des Blogs



Mein Flug nach Frankfurt dauerte ungefähr 8 Stunden. Sie vergingen wie im Flug. Kaum verließen wir Frankfurt, landeten wir auch schon wieder auf Berliner Boden. Wir alle hatten ein flaues Gefühl im Magen, schon seit dem Morgen des 28. Februar. Was wir beim Anflug sahen waren überwiegend graue Häuser, ein tristes Stadtgebiet, langweilige Landschaften. Am Himmel waren Wolken, man konnte das Wetter aus dem Flugzeug heraus erahnen. Menschen liefen schnell und mit gesenktem Kopf die Straßen entlang. Wir sahen riesige 6- spurige Autobahnen auf denen mäßig viel Verkehr floss. Die Autos fuhren ungewohnt geordnet, rücksichtsvoll – unbeschreiblich. Unbeschreiblich wäre dies für einen durchschnittlichen indischen Bürger. Dem könnte ich das gar nicht klar machen, wie alle in den vorgegebenen Spuren so ganz ohne Hupen und Drängeln vorwärts kommen. Als wir aus dem Flugzeug stiegen hielten wir kurz inne. Irgendwas kam uns seltsam vor und es war nicht die Kälte. Nein, es war die Stille. Die allgemeine Stille die wohl zu 98 % in Deutschland vorherrscht. Die Stille, die uns jetzt fremd vorkam. Alles andere verlief ganz nach Plan: meine Eltern holten mich ab, wir fuhren nach Hause. Dort kamen wir pünktlich an, alle anderen warteten schon auf uns. Wir hatten eine kleine Willkommens- Party.
Seit dem sind nun schon mehr als drei Wochen vergangen. Drei Wochen voller kulinarischer Ergüsse und einer kleinen Gewichtszunahme meinerseits. Voller ‘die Kälte genießen‘. Voller Muskelkater, nachdem ich mich 1 Jahr lang in keinster Weise sportlich betätigt habe. Voller Auto fahren und Roster essen. Eben Voller ‘Dinge tun, die man ein Jahr lang nicht tun konnte‘. Und natürlich voller Umgewöhnung.
Selbstverständlich ist es schön wieder in Deutschland zu sein. In der Heimat, bei der Familie und den Freunden. Aber manchmal fehlt mir meine zweite Heimat. Das Essen, die Menschen, meine Gastfamilie und ganz besonders die Kinder in der Schule. Auch der Alltag und das Leben, wie es dort abläuft, wünsche ich mir manchmal zurück. Aber immerhin ein Stück davon habe ich mir angeeignet und mit nach Deutschland gebracht. Und wie sagte nicht schon Schwarzenegger als Terminator: ‘I’ll be back! ‘.
Damit wird der Blog jetzt still gelegt, mit weiteren Einträgen brauch nicht mehr gerechnet zu werden. Die alten Einträge werden weiterhin für euch hier zu finden sein. Fragen sind bis an mein Lebensende willkommen. Es war eine unglaublich tolle Zeit mit dir, mein lieber Leser und ich möchte noch einmal kurz danke sagen. Dafür, dass du neue Einträgen voller Spannung erwartet hast und nie aufgegeben hast, selbst wenn mal wochenlang nichts kam. Dafür, dass ich dir diese Texte hier auftischen durfte und du sie dir ohne wenn und aber geben musstest. Ein kleines Danke!
Zum Schluss habe ich noch eine kleine Überraschung, ein Abschiedsgeschenk so zu sagen. Etwas, das ich euch noch schuldig bin, was ich eigentlich schon vor sehr langer Zeit mal hochladen wollte. Hier ist es: das lang erwartete und wahrscheinlich von den meisten auch schon lang vergessene Lungi- Bild!


Der Lungi in lang..


...und in kurz.

10. Februar 2014

Die letzten Tage, die ersten Abschiede und das immer näher rückende Ende



Es ist Februar, bereits Mitte des Monats. Das beunruhigt mich. Bald heißt es: Mach’s gut Indien, wir werden uns wiedersehen!
Bereits jetzt sind alle mir verbleibenden Tage komplett durchgeplant: gesamt noch 18 Tage, davon 3 bei Ravi und in der Schule, 9 zusammen mit meinen Eltern auf einer kleinen Rundreise, 3 Tage zur freien Verfügung und dann nochmal 3 Tage zur final evaluation in Bangalore. Am 1. März um 3 Uhr morgens geht es zurück nach Deutschland. Ich fühle mich angespannt. Die ganzen Freundschaften, die geknüpft wurden, die neue Kultur, neue Gewohnheiten, das Essen, die Arbeit in der Schule, die neue Familie: all das verschwindet vom einen auf den anderen Tag im Nichts. Geradeso als wäre es nie wirklich da gewesen. Wie aus einem Traum aufwachend, findet man sich plötzlich in Deutschland wieder, in der Heimat. In einem Land, in dem mich alle verstehen, ich genau weiß, wie ich mich verhalten kann, darf und soll und wo die Menschen einfach anders eingestellt sind. Da stellt sich doch die Frage: was bleibt?
Einiges. Tausende von Fotos, die mit wundervollen Erinnerungen verknüpft sind. Neue Freundschaften, von denen sich vielleicht (hoffentlich) einige über die Zeit halten werden. Erfahrungen, die ich anderswo (und vor allem in Deutschland) so nie hätte machen können. Neues Wissen und Fähigkeiten, die ich mir in Indien aneignen konnte. Der Wunsch, nach Indien zurück zu kommen. Und ein Versprechen. ‘Ich komme nach wenigstens 3, aber maximal 5 Jahren wieder. Dann machen wir eine get together party‘, das sage ich allen. Aber wie es dann aussieht, weiß ja keiner. Nur die Hoffnung bleibt. Aber die hat mich bisher in Indien weit gebracht.
‘Du musst doch nicht gehen, bleib einfach in Indien‘, ‘Wenn du gehst, weinen wir alle‘. Solche Sätze machen es mir nicht unbedingt einfacher mich zu verabschieden. Aber immerhin geben sie mir das Gefühl, dass meine Zeit hier in der Schule einen Sinn hatte. Die kleinen Scheißer werden mir fehlen.
Mach’s gut Indien, wir werden uns wiedersehen – nach einer unbestimmten Zeit.

9. Februar 2014

Eine Schauergeschichte


Da die meisten meiner Posts eher meine positiven Erlebnisse widerspiegeln, habe ich mir gedacht: Heute erzähle ich euch mal von einer der bisher krassesten Begebenheit, die mir persönlich in Indien widerfahren ist.
Es war ein ganz normaler Tag in der Schule. Jedoch viel mir auf, dass ein Mädchen der 9. Klasse – nennen wir sie Sravani* – bereits seit einigen Tagen nicht in der Schule war. Ich fragte ihre Mitschüler, was da los sei; sie sagten sie sei auf Hochzeit. Das nahm ich einfach so hin, da es öfter vorkam, dass Schüler fehlten, weil sie der Hochzeit eines Verwandten 8. Grades beiwohnten. Eines Nachmittags hielt ein Motorrad vor der Schule: der Fahrer ein junger Typ, vielleicht Anfang bis Mitte 20; hinten drauf hat er ein junges Mädchen. Einen Augenblick später fiel mir auf, dass es Sravani war. Allerdings in einem ungewohnten Anblick: ein rotes Kumkum- Mal im Haaransatz, ein hübsches Punjabi- Dress (statt der Schuluniform) und eine teuer anmutende Goldkette um den Hals. Da fiel es mir wie Schuppen von den Augen! Natürlich kam sie tagelang nicht zur Schule, weil sie auf einer Hochzeit war. Es war ihre Eigene.
Nun muss man sich diese Begebenheit einmal kurz auf der Zunge zergehen lassen: Sravani ist ein junges Mädchen im zarten Alter von 15 Jahren, dass bis vor kurzem die 9. Klasse einer Privatschule besucht hat. Und ihre Eltern hielten es für richtig, sie einfach mal zu verheiraten mit irgendwem, den sie wahrscheinlich auf ihrer eigenen Hochzeit das erste Mal überhaupt gesehen hat. Sie ist ab jetzt für den Rest ihres Lebens Hausfrau und Kinderversorgerin. Die Schule besucht sie natürlich nicht mehr.
Und das ist nicht etwa ein Schauermärchen, das Eltern ihren unartigen Töchtern erzählen, nein: das ist das Indien des 21. Jahrhunderts!

*Name natürlich von mir geändert

26. Januar 2014

Mit dem Partybus in den Zoo

Letzen Sonntag, den 19.01.2014 war es soweit: der geplante Ausflug in den Zoo nach Chennai, Vandalur fand statt. Start war früh um 7 mit dem gemieteten Kleinbus, in dem Platz für etwa 30 Leute ist. Dabei waren um die 15 Kinder, Aya (die children’s home – ‘Mutti‘´) mit Familie, Raj und Familie und natürlich ich. Im Gepäck hatten wir einen Kanister voll Trinkwasser, einen Eimer voll lemon rice und um die 30 gekochte Eier.


Gruppenbild vor unserem Bus


Von 9 bis 12 waren wir im Zoo. Das Gelände ist riesig und durchzogen von Straßen, auf denen die Leute mit Kleinbussen durch den Zoo kutschiert werden. Diese rasen dann von Gehege zu Gehege – manche werden auch einfach ausgelassen – und wir hatten gerade einmal 5 Minuten Zeit den Tiger zu beobachten, wie er majestätisch durch sein Gehege schreitet, bis der Fahrer angefangen hat zu hupen. Außerdem kann man noch Elefanten, Löwen, Wölfe, Hirsche, Krokodile und Fische sehen, eigentlich so ziemlich alles, was jeder Zoo bieten kann. Mir hat der Zoo nicht so gut gefallen, da er ganz meiner Vorstellung eines gemütlichen Zooausflugs widersprach. Dazu gehört es gemütlich durch ein eher waldiges Gebiet zu laufen (vor allem kein komplett asphaltiertes), zwischendurch mal irgendwo auf einer beliebigen Holzbank zu entspannen und auch mal 10 min länger vor einem Gehege zu stehen und Tiere bewundern. Den Kindern hat es aber unglaublich gut gefallen: sie sprangen die ganze Zeit euphorisch vor den Gehegen herum und riefen ‘Chris guck mal dies, sieh mal das‘ – und das ist ja die Hauptsache!





 

Danach fuhren wir zum St. Thomas Mount, einem Hügel auf dem irgendein heiliger Schrein steht. Dort haben wir unser zu Hause bereitetes Mittagessen eingenommen und die Kinder konnten Flugzeuge beim Starten und Landen beobachten, da der St. Thomas Mount direkt beim Chennai International Airport ist. Nach dieser Stärkung ging es weiter zum Strand. Der war vollkommen überlaufen, war aber trotzdem super. Die Kinder sind im Wasser herumgesprungen und haben Muscheln gesammelt. Viele von ihnen sahen an diesem Tag das erste Mal das Meer, die Wellen und den Strand.








Eigentlich wollten wir dann noch in den Jumbo Circus gehen, die haben teils internationale Akteure. Als wir dort ankamen, haben sich die Menschen schon zu hunderten vor den Ticketschalten gedrängt. Wir standen leider vergebens an: noch bevor wir an der Reihe waren, schlossen die Schalter und die Tickets für die 4 Uhr Vorstellung waren ausverkauft. Etwas niedergeschlagen entschlossen wir uns dann gegen die 7 Uhr Vorstellung und fuhren auf ein Ausstellungsgelände. Dort gab es haufenweise Gerümpel zu kaufen: Klamotten, Schmuck und Essen. Und es gab ein paar Fahrgeschäfte, an denen die Kinder allerdings wenig interessiert waren. Da solche Ausflüge aber nie ohne Komplikationen ablaufen können, kam die Überraschung erst, als wir kurz vor um 6 zum Parkplatz unseres Busses kamen. Der war nämlich von beiden Seiten mit Geländewagen zugeparkt und kam nicht mehr aus der Parklücke heraus. Der Vorschlag (nicht meiner), wir Männer könnten doch zu 6. mal eben einen massiven SUV zur Seite heben, erwies sich schnell als schwachsinnig (mit einem kleinen Maruti Suzuki 800 hätte es sicher geklappt) und wir mussten warten. 2 Stunden vergingen, bis der Fahrer kam und wir uns endlich auf den Heimweg machen konnten. Unterwegs gab es dann noch Dosa und Parrota für alle an einem kleinen Imbiss an der Straße.
Halb 11 kamen wir an, es war ein unglaublich langer und anstrengender Tag, aber es hat sich auf jeden Fall gelohnt. Die Kinder hatten ihren Spaß und vor allem kamen sie mal aus ihrem Dorf heraus und haben zumindest ein wenig von der weiten Welt gesehen. Viele von ihnen waren auch das erste Mal im Zoo und das erste Mal am Meer. Und dieser ganze Tag hat uns um die 9.000 Rs. gekostet, also gerade einmal knapp 100 € (einschließlich Essen, Bus, Eintritte, einfach alles!). Dieser Tag wurde komplett von euch großartigen Spendern aus Deutschland finanziert, dafür noch einmal ein riesengroßes Dankeschön!


Folgender Youtube- Link enthält eines der vielen Lieder aus unserem Partybus: Indha Ponnungalae

20. Januar 2014

Happy Pongal!

Am 14., 15. und 16. Januar feierten wir in Tamil Nadu Pongal, eines der wichtigsten festivals in Tamil Nadu. Was genau das ist, konnte mir keiner so genau erklären. Aber es geht wohl hauptsächlich darum, sich für die gute Ernte der letzten Saison zu bedanken - quasi Erntedankfest in Tamil Nadu. Es besteht aus 3 Tagen: pongal, mathu pongal und kaanum pongal. Der 2. Tag ist der Kuh gewidmet und am 3. Tag unternimmt man etwas mit dem oder der Geliebten.






Rangoli vor einem Haus und...


... vor unserer Kirche



Kirche wurde dekoriert



3 Festwagen wurden geschmückt


Kinder natürlich immer dabei!




15. Januar 2014

Kleiner Nachtrag

Ein kleiner Nachtrag zum Ergebnis. Ein paar Spendengelder kamen nachträglich noch rein. Ansonsten spricht der Flyer eigentlich für sich.



24. Dezember 2013

Das Ergebnis



Die Aktion ‘Spenden für ein kleines Weihnachten in Indien‘ ist vorüber. Ich hatte keine Vorstellung, wie viel Geld dabei zusammen kommen würde. 50 € ? 100 € ? 500 € ? Aber egal wie viel es letztendlich werden würde, es war den Versuch wert, es hat sich gelohnt und vor allem hat es mir Spaß gemacht, die ganze Aktion zu planen und zu organisieren. Für den heutigen Blogeintrag möchte ich, dass ihr euch jetzt bitte vorstellt, dass ein heftiger Trommelwirbel einsetzt.
Bis zum heutigen Tage kamen unglaubliche 669,70 € bei der Aktion heraus! Dafür erst einmal ein riesen großes Dankeschön an alle Spender und Unterstützer. Besonders großer Dank gilt jedoch dem Georg- Samuel- Dörffel- Gymnasium Weida, dem Pflegeheim Sonnenhügel und dem Kindergarten Münchenbernsdorf, sowie der Drogerie Meyer in Münchenbernsdorf, die allesamt die Aktion an die Leute gebracht haben und Spendenboxen aufstellten. Nicht zuletzt gilt der Dank natürlich auch meinen Eltern, die mich dabei vor Ort unterstützt haben und Botengänge durchführen durften. Dafür nochmal: Danke!
Mit diesem Spendenbeitrag wurde die diesjährige Weihnachtsfeier zum Highlight des Jahres. Bilder dazu, sowie natürlich eine Auflistung, was ich mit dem Geld alles angestellt habe, folgen bald. In diesem Sinne allen ein frohes Weihnachtsfest, einen ebenso fleißigen Weihnachtsmann, schöne Feiertage und einen guten Rutsch ins neue Jahr 2014! Dieses Jahr gab es wohl ein kleines Weihnachtswunder für mich..


Santa Clause kommt auch nach Indien