9. Februar 2014

Eine Schauergeschichte


Da die meisten meiner Posts eher meine positiven Erlebnisse widerspiegeln, habe ich mir gedacht: Heute erzähle ich euch mal von einer der bisher krassesten Begebenheit, die mir persönlich in Indien widerfahren ist.
Es war ein ganz normaler Tag in der Schule. Jedoch viel mir auf, dass ein Mädchen der 9. Klasse – nennen wir sie Sravani* – bereits seit einigen Tagen nicht in der Schule war. Ich fragte ihre Mitschüler, was da los sei; sie sagten sie sei auf Hochzeit. Das nahm ich einfach so hin, da es öfter vorkam, dass Schüler fehlten, weil sie der Hochzeit eines Verwandten 8. Grades beiwohnten. Eines Nachmittags hielt ein Motorrad vor der Schule: der Fahrer ein junger Typ, vielleicht Anfang bis Mitte 20; hinten drauf hat er ein junges Mädchen. Einen Augenblick später fiel mir auf, dass es Sravani war. Allerdings in einem ungewohnten Anblick: ein rotes Kumkum- Mal im Haaransatz, ein hübsches Punjabi- Dress (statt der Schuluniform) und eine teuer anmutende Goldkette um den Hals. Da fiel es mir wie Schuppen von den Augen! Natürlich kam sie tagelang nicht zur Schule, weil sie auf einer Hochzeit war. Es war ihre Eigene.
Nun muss man sich diese Begebenheit einmal kurz auf der Zunge zergehen lassen: Sravani ist ein junges Mädchen im zarten Alter von 15 Jahren, dass bis vor kurzem die 9. Klasse einer Privatschule besucht hat. Und ihre Eltern hielten es für richtig, sie einfach mal zu verheiraten mit irgendwem, den sie wahrscheinlich auf ihrer eigenen Hochzeit das erste Mal überhaupt gesehen hat. Sie ist ab jetzt für den Rest ihres Lebens Hausfrau und Kinderversorgerin. Die Schule besucht sie natürlich nicht mehr.
Und das ist nicht etwa ein Schauermärchen, das Eltern ihren unartigen Töchtern erzählen, nein: das ist das Indien des 21. Jahrhunderts!

*Name natürlich von mir geändert

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