Da die meisten meiner Posts eher meine positiven Erlebnisse widerspiegeln, habe ich mir gedacht: Heute erzähle ich euch mal von einer der bisher krassesten Begebenheit, die mir persönlich in Indien widerfahren ist.
Es
war ein ganz normaler Tag in der Schule. Jedoch viel mir auf, dass ein Mädchen
der 9. Klasse – nennen wir sie Sravani* – bereits seit einigen Tagen nicht in
der Schule war. Ich fragte ihre Mitschüler, was da los sei; sie sagten sie sei
auf Hochzeit. Das nahm ich einfach so hin, da es öfter vorkam, dass Schüler
fehlten, weil sie der Hochzeit eines Verwandten 8. Grades beiwohnten. Eines
Nachmittags hielt ein Motorrad vor der Schule: der Fahrer ein junger Typ,
vielleicht Anfang bis Mitte 20; hinten drauf hat er ein junges Mädchen. Einen
Augenblick später fiel mir auf, dass es Sravani war. Allerdings in einem
ungewohnten Anblick: ein rotes Kumkum- Mal im Haaransatz, ein hübsches Punjabi-
Dress (statt der Schuluniform) und eine teuer anmutende Goldkette um den Hals. Da fiel es mir wie Schuppen von den
Augen! Natürlich kam sie tagelang nicht zur Schule, weil sie auf einer Hochzeit
war. Es war ihre Eigene.
Nun
muss man sich diese Begebenheit einmal kurz auf der Zunge zergehen lassen:
Sravani ist ein junges Mädchen im zarten Alter von 15 Jahren, dass bis vor
kurzem die 9. Klasse einer Privatschule besucht hat. Und ihre Eltern
hielten es für richtig, sie einfach mal zu verheiraten mit irgendwem, den sie wahrscheinlich auf ihrer eigenen Hochzeit das erste Mal überhaupt
gesehen hat. Sie ist ab jetzt für den Rest ihres Lebens Hausfrau und
Kinderversorgerin. Die Schule besucht sie natürlich nicht mehr.
Und
das ist nicht etwa ein Schauermärchen, das Eltern ihren unartigen Töchtern
erzählen, nein: das ist das Indien des 21. Jahrhunderts!
*Name
natürlich von mir geändert
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