24. Dezember 2013

Das Ergebnis



Die Aktion ‘Spenden für ein kleines Weihnachten in Indien‘ ist vorüber. Ich hatte keine Vorstellung, wie viel Geld dabei zusammen kommen würde. 50 € ? 100 € ? 500 € ? Aber egal wie viel es letztendlich werden würde, es war den Versuch wert, es hat sich gelohnt und vor allem hat es mir Spaß gemacht, die ganze Aktion zu planen und zu organisieren. Für den heutigen Blogeintrag möchte ich, dass ihr euch jetzt bitte vorstellt, dass ein heftiger Trommelwirbel einsetzt.
Bis zum heutigen Tage kamen unglaubliche 669,70 € bei der Aktion heraus! Dafür erst einmal ein riesen großes Dankeschön an alle Spender und Unterstützer. Besonders großer Dank gilt jedoch dem Georg- Samuel- Dörffel- Gymnasium Weida, dem Pflegeheim Sonnenhügel und dem Kindergarten Münchenbernsdorf, sowie der Drogerie Meyer in Münchenbernsdorf, die allesamt die Aktion an die Leute gebracht haben und Spendenboxen aufstellten. Nicht zuletzt gilt der Dank natürlich auch meinen Eltern, die mich dabei vor Ort unterstützt haben und Botengänge durchführen durften. Dafür nochmal: Danke!
Mit diesem Spendenbeitrag wurde die diesjährige Weihnachtsfeier zum Highlight des Jahres. Bilder dazu, sowie natürlich eine Auflistung, was ich mit dem Geld alles angestellt habe, folgen bald. In diesem Sinne allen ein frohes Weihnachtsfest, einen ebenso fleißigen Weihnachtsmann, schöne Feiertage und einen guten Rutsch ins neue Jahr 2014! Dieses Jahr gab es wohl ein kleines Weihnachtswunder für mich..


Santa Clause kommt auch nach Indien

18. Dezember 2013

Auf den Spuren des Tees



Nachdem die Spendenaktion in die Wege geleitet wurde, dachte ich mir ‘Zeit für Urlaub‘! Ich nahm mir 1 Woche frei. Die erste Station war Mysore, wo eine meiner mit- Freiwilligen arbeitet. Mysore ist eine sehr angenehme, eher kleine Stadt (ca. 890.000 Einwohner) mit einem wunderschönen Palast, einem riesigen, historischen Markt und einem nahegelegenen Berg, auf dem ein Tempel steht und von wo aus man einen traumhaften Ausblick auf die komplette Stadt hat. Außerdem kann man in Mysore kaum einen Schritt tun ohne anderen Freiwilligen zu begegnen.


Markt in Mysore


Tibetanische Siedlung nahe Mysore



Nach dem Wochenende in Mysore zog ich mit 2 Freunden weiter in die hill stations – die Erste war Ooty. Die Busfahrt war lang und anstrengend, Höhenmeter um Höhenmeter kämpfte sich der Bus die engen Serpentinen hoch. Wir durchquerten einige Naturschutzgebiete, mit der Zeit wurde es immer kälter, die Vegetation veränderte sich. Es wurde waldig, die Bäume wurden immer größer, wir sahen die ersten Teeplantagen. Nach 7 Stunden Busfahrt waren wir im 2200 m Höhe gelegenen Ooty angekommen, die so genannte Königin der hill stations. Und es war kalt. Männer laufen hier oben generell nur mit Schals und Pullovern herum, die Frauen tragen Jacken über ihren Saris und große Tücher. Für uns, die wir ja nun schon 8 Monate in Indien leben, war dies eine durchaus neue Erfahrung. Selbst in der Kneipe wird man zumeist in Jacke bedient. 









Früher war Ooty ein Rückzugsort für die Briten, wenn sie genug von der Hitze der tieferen Lagen hatten. Es dauerte nicht lange, bis wir einer der Spezialitäten der hill stations begegneten – einem uns lang vergessenen Genuss: Schokolade. An unseren Arbeitsorten gibt es zwar auch Schokolade, aber a) schmeckt die einfach nicht gut und b) ist die generell immer schon am Schmelzen, sobald man sie aufmacht. Genau deshalb wird (wie wir später herausfanden) der Kakao aus Kerala unter anderem nach Ooty gebracht und dort zu Schokolade verarbeitet. Für 100 g zahlt man ungefähr 40 oder 50 Rupees, je nach Sorte. Mein Schokoladenbedarf sollte jetzt bis März gedeckt sein. Auf einem Spaziergang fanden wir ein altes Relikt der Briten: einen Friedhof. Dieser schien geradezu einem Film entsprungen zu sein: über 150 Jahre alte, verwitterte Grabsteine, überwachsene bzw. schon zerstörte Wege, Blumenkränze, die vor Generationen mal jemand hergebracht haben muss. Viele der hier begrabenen wurden nicht älter als 50. Und zwischen all den alten Gräbern finden sich sogar neue, erst wenige Jahre alt. Wir verbrachten gut über 1 Stunde an diesem faszinierenden Ort.
Für Mittwoch stand Weiterreise auf dem Plan: wir fuhren südwärts nach Coimbatore, von dort über Pollachi nach Udumalaipettai (alles wenig attraktive, touristisch unbedeutende Städte). Unser eigentliches Ziel war Munnar, eine weitere hill station in Kerala, die wir Donnerstag endlich erreichten. Auf dem Weg fuhren wir stundenlang durch unendlich weite Teeplantagen soweit das Auge reicht. Wir fanden eine zentral gelegene, billige Unterkunft und machten dort erst einmal Pause.
Munnar ist sozusagen die Tee- Hauptzentrale Südindiens. Täglich gelangen von hier aus LKW- Ladungen Tee in die ganze Welt. Es gibt sogar ein Tee- Museum und natürlich kann man hier an jeder Ecke Tee kaufen (was bei uns nicht zu kurz kam!). Zufälligerweise landeten wir eines Abends auf einer Pooja (Gott- Verehrung im Hinduismus), als wir zum mit Öllämpchen beleuchteten Tempel liefen. Außerdem gibt es hier jeden Abend Vorführungen von traditioneller Kerala Kampfkunst, die man sich für 200 Rupees geben kann. Nun aber noch ein paar Worte zu Tee: das sind die getrockneten Blätter der Teepflanze. Aus 4 kg Blättern gewinnt man 1 kg Tee. Auf den Feldern pflücken hauptsächlich Frauen, wegen ihrer geschickteren Finger, Männer arbeiten in den Fabriken. Frauen müssen täglich mindestens 20 kg Blätter pflücken und bekommen dafür 170 Rs. Manche Frauen schaffen bis zu 100 kg pro Tag, wobei es pro kg 75 Paisa extra gibt (dreiviertel Rupee, 0,009 Euro). Alle die auf den Plantagen arbeiten dürfen sich kostenlos in einem dafür gebauten Krankenhaus behandeln lassen. Eine Teepflanze wird 400 Jahre lang genutzt. Man kann theoretisch aus jedem Blatt Tee machen. Grüner Tee ist super gesund und heilt alle Krankheiten (jedenfalls wenn es nach dem Führer im Teemuseum geht)!















23. November 2013

Spendenaufruf!


Ich denke mit diesem Flyer ist alles gesagt. Im Gymnasium Weida, der Stadt Münchenbernsdorf und auf Facebook läuft die Aktion bereits. Ich hoffe auf maximale Erfolge!

16. November 2013

Back in business!



In der St. Joseph School waren Raj und ich letzte Woche zum Gespräch mit dem Korrespondenten. Der hat nach ausgiebigem und sehr ausschweifendem Gefasel gesagt, dass ich an dieser Schule nicht unterrichten kann. Die Gründe dafür waren mannigfaltig – aber nicht wirklich nachvollziehbar für mich. Obwohl unser Auftreten dort relativ erfolglos war, hatte es doch eine positive Seite: in der Schule habe ich einige Kinder aus der JRDT english summer class wiedergetroffen (hier verweise ich gern auf den gleichnamigen Blogeintrag im Mai). Nachdem wir aus dem Büro traten, kamen sie auf mich zugestürmt und haben meinen Namen gerufen. Faszinierend, dass sie den noch wussten, wenn man bedenkt wie viel Zeit seitdem verstrichen ist und dass die class nur wenige Wochen lief. In dem Moment habe ich es ein wenig bedauert hier nicht unterrichten zu dürfen, war aber auch stolz auf mich, einen so bleibenden Eindruck hinterlassen zu haben.
Eine Schule hat Raj dann aber am Freitag für mich gefunden: die PUMS School in Uthiramerur. An meinem ersten Tag dort haben Rajan (Lehrer der 2. Klasse) und ich einen Rundgang durch die 1. bis hin zur 8. Klasse gemacht. Ich durfte sogar in einigen Klassen schon unterrichten. Das Besondere an dieser Schule ist, dass sie einen Beamer und Laptops haben, die ich für den Unterricht nutzen darf. Dieser Fakt eröffnet mir völlig neue Möglichkeiten, den Unterricht zu gestalten. Die Zeit in der ich nicht gearbeitet habe, habe ich übrigens ausgiebig für die Organisation einer kleinen Aktion genutzt, die in der nächsten Woche im Blog erscheinen wird. Es geht um Wohltätigkeit, Weihnachten (was quasi schon vor der Tür steht) und um eure Mithilfe – so viel sei schon mal gesagt!
In meine neue Unterkunft bin ich Ende letzter Woche auch umgezogen. Es handelt sich um eine kleine Wohnung, frisch gebaut und perfekt ausgestattet mit westlicher Toilette. Möbel habe ich zwar keine (außer ein Bett), aber ich halte mich hier vorzugsweise in der Nacht zum Schlafen auf. Auch wenn nur noch 3 und ein halber Monat übrig sind, habe ich mir vorgenommen, diese Unterkunft ein wenig wohnlicher zu gestalten. Falls mir das gelingt, werde ich die Ergebnisse natürlich mit euch teilen (Fotos der Wohnung wären bis jetzt wenig spektakulär).

31. Oktober 2013

Ein Video!

 




Dieses Video zeigt einen Umzug in Mumbai. Der Anlass ist Dussehra: der Sieg des Gottes Rama über den Dämonen Ravana und damit den Sieg von Gut über Böse. Es gibt Live- Musik, Feuerwerk und Tanz - ein Spaß für Groß und Klein. Solche Umzüge haben wir insgesamt bestimmt 4 oder 5 in Mumbai gesehen. Später am Abend waren überall in der Stadt kleine Feuerwerke.

Von Mumbai nach Yercaud und zurück in die Realität


'Welches Datum ist heute?'

'Hmm, der 29.'

'Welcher Monat?'

'Oktober.'

'Was? Schon Oktober? Der 29. Oktober? Nur noch 4 Monate?'

Diesen Dialog habe ich gestern Abend auf einem Stein sitzend mit einem Kind aus dem children's home geführt. Erst war ich schockiert, dann aber wurde mir bewusst, dass es tatsächlich so ist: Ich bin bereits seit knapp 7 Monaten in Indien, nur noch 4 Monate verbleiben. Die Zeit rast rasanter als jemals zuvor.


'Life is short' neben einem Einhorn



Aber erst einmal zu Mumbai – es war bombastisch! Die 25 Stunden (oder weiß der Teufel wie viel) im Zug waren schneller vorüber, als wir im lonely planet über Mumbai nachlesen konnten – das liegt vielleicht auch daran, dass wir uns so köstlich über die 'chaiteacoffee'- Leute (ist wohl ein Insider- Witz) amüsiert haben. In Mumbai angekommen fanden wir eine relativ günstige und zentral gelegene Unterkunft (zumindest zentral für das Gebiet, das wir uns hauptsächlich ansehen wollten, denn eine wirklich zentrale Unterkunft im Stadtmonster Mumbai wäre zwecklos). Die ersten zwei Tage liefen wir übermäßig viel und erkundeten die wichtigsten Sehenswürdigkeiten Mumbais, wie Gateway of India, Taj Mahal Palace Hotel, High Court, Victoria Terminus und die University of Mumbai. Das sind – kurz zusammengefasst – alles Gebäude, die Mumbai auf den ersten Eindruck wie eine europäische Stadt erscheinen lassen. Riesige Steingebilde mit gotischen Fensterbögen, üppigen Kuppeldächern und unzähligen Verzierungen. An den restlichen Tagen nahmen wir uns weiter entfernt gelegene Ziele vor, wie Mahalaxmi Dhobi Ghat, Mahalaxmi Temple oder die Haji Ali Moschee. Das Mahalaxmi Dhobi Ghat ist ein riesengroßer Waschplatz mit über 1000 Waschstellen, an dem Tag für Tag ich weiß nicht wie viele Textilien von Privatpersonen aber auch Uniformen von großen Unternehmen, sowie Sachen aus dem Krankenhaus gewaschen werden. Unglaublich.

Nebenher haben wir uns in Mumbai auch westlichen Genüssen wie Kaffee und einer Karaoke- Bar hingegeben. Einen Tag haben wir auch darauf verwendet uns Dharavi, das angeblich größte Slum Asiens anzusehen. Alles, was ich dazu hier schreiben möchte ist, dass es einen auf den Boden der Tatsachen zurückholt, wahrscheinlich sogar in den Keller der Tatsachen. All die schick gekleideten Leute, die glänzend polierten Luxusautos und die viel zu teuren Hotels sind eben doch nur eine Seite Mumbais. Mumbai war auf jeden Fall die Woche wert!


Gateway of India


Taj Mahal Palace Hotel - leider nicht unser Budget




Markt in einer Unterführun - hier gibt es alles!


Victoria Station


Mahalaxmi Dhobi Ghat


Haji Ali Moschee - mitten im Meer



Zurück aus Mumbai ging es dann gleich weiter nach Yercaud. Das ist ein kleines Örtchen in den Ostghats in 1500 m Höhe, in dem FSL unsere midterm evaluation veranstaltet hat. Diese war – wie wir uns schon denken konnten – sehr mit Programm gefüllt, sodass wir kaum Zeit für uns selbst hatten. Wir haben quasi von früh bis spät gearbeitet (genug der Ironie). Trotzdem war es schön, mal wieder alle von unserer Gruppe wieder zu treffen. In Yercaud war es übrigens so kalt, dass wir tagsüber Strickjacken (teils auch Socken) tragen und nachts in Wolldecken schlafen mussten.

Dann ging es zurück in die Realität, nach Manampathy Kandigai. Hier bin ich übergangsweise im children's home untergebracht. Demnächst fange ich dann (hoffentlich) an in der St. Joseph's High School zu arbeiten und bekomme (hoffentlich) eine neue Unterkunft im Dorf, da in Raj's Haus kein Platz mehr für mich ist.


'Tata' (Opa) mit den Kindern und einer Herde Ziegen im Hintergrund





Und da der heutige Post noch nicht lang genug ist, findet sich hier auch noch ein kleiner Platz für eine Buchempfehlung. Ja, richtig: eine Buchempfehlung! Wer sich gern ein reales Bild von den Zuständen im heutigen Indien machen möchte, der sollte sich das Buch 'The White Tiger' – 'Der weiße Tiger' von Aravind Adiga kaufen. Bin gerade selbst dabei es zu lesen und kann es zu 100 % weiterempfehlen. Vieles von dem, was ich darin gelesen habe, kam mir unglaublich vertraut vor. Viel Spaß!