18. Dezember 2013

Auf den Spuren des Tees



Nachdem die Spendenaktion in die Wege geleitet wurde, dachte ich mir ‘Zeit für Urlaub‘! Ich nahm mir 1 Woche frei. Die erste Station war Mysore, wo eine meiner mit- Freiwilligen arbeitet. Mysore ist eine sehr angenehme, eher kleine Stadt (ca. 890.000 Einwohner) mit einem wunderschönen Palast, einem riesigen, historischen Markt und einem nahegelegenen Berg, auf dem ein Tempel steht und von wo aus man einen traumhaften Ausblick auf die komplette Stadt hat. Außerdem kann man in Mysore kaum einen Schritt tun ohne anderen Freiwilligen zu begegnen.


Markt in Mysore


Tibetanische Siedlung nahe Mysore



Nach dem Wochenende in Mysore zog ich mit 2 Freunden weiter in die hill stations – die Erste war Ooty. Die Busfahrt war lang und anstrengend, Höhenmeter um Höhenmeter kämpfte sich der Bus die engen Serpentinen hoch. Wir durchquerten einige Naturschutzgebiete, mit der Zeit wurde es immer kälter, die Vegetation veränderte sich. Es wurde waldig, die Bäume wurden immer größer, wir sahen die ersten Teeplantagen. Nach 7 Stunden Busfahrt waren wir im 2200 m Höhe gelegenen Ooty angekommen, die so genannte Königin der hill stations. Und es war kalt. Männer laufen hier oben generell nur mit Schals und Pullovern herum, die Frauen tragen Jacken über ihren Saris und große Tücher. Für uns, die wir ja nun schon 8 Monate in Indien leben, war dies eine durchaus neue Erfahrung. Selbst in der Kneipe wird man zumeist in Jacke bedient. 









Früher war Ooty ein Rückzugsort für die Briten, wenn sie genug von der Hitze der tieferen Lagen hatten. Es dauerte nicht lange, bis wir einer der Spezialitäten der hill stations begegneten – einem uns lang vergessenen Genuss: Schokolade. An unseren Arbeitsorten gibt es zwar auch Schokolade, aber a) schmeckt die einfach nicht gut und b) ist die generell immer schon am Schmelzen, sobald man sie aufmacht. Genau deshalb wird (wie wir später herausfanden) der Kakao aus Kerala unter anderem nach Ooty gebracht und dort zu Schokolade verarbeitet. Für 100 g zahlt man ungefähr 40 oder 50 Rupees, je nach Sorte. Mein Schokoladenbedarf sollte jetzt bis März gedeckt sein. Auf einem Spaziergang fanden wir ein altes Relikt der Briten: einen Friedhof. Dieser schien geradezu einem Film entsprungen zu sein: über 150 Jahre alte, verwitterte Grabsteine, überwachsene bzw. schon zerstörte Wege, Blumenkränze, die vor Generationen mal jemand hergebracht haben muss. Viele der hier begrabenen wurden nicht älter als 50. Und zwischen all den alten Gräbern finden sich sogar neue, erst wenige Jahre alt. Wir verbrachten gut über 1 Stunde an diesem faszinierenden Ort.
Für Mittwoch stand Weiterreise auf dem Plan: wir fuhren südwärts nach Coimbatore, von dort über Pollachi nach Udumalaipettai (alles wenig attraktive, touristisch unbedeutende Städte). Unser eigentliches Ziel war Munnar, eine weitere hill station in Kerala, die wir Donnerstag endlich erreichten. Auf dem Weg fuhren wir stundenlang durch unendlich weite Teeplantagen soweit das Auge reicht. Wir fanden eine zentral gelegene, billige Unterkunft und machten dort erst einmal Pause.
Munnar ist sozusagen die Tee- Hauptzentrale Südindiens. Täglich gelangen von hier aus LKW- Ladungen Tee in die ganze Welt. Es gibt sogar ein Tee- Museum und natürlich kann man hier an jeder Ecke Tee kaufen (was bei uns nicht zu kurz kam!). Zufälligerweise landeten wir eines Abends auf einer Pooja (Gott- Verehrung im Hinduismus), als wir zum mit Öllämpchen beleuchteten Tempel liefen. Außerdem gibt es hier jeden Abend Vorführungen von traditioneller Kerala Kampfkunst, die man sich für 200 Rupees geben kann. Nun aber noch ein paar Worte zu Tee: das sind die getrockneten Blätter der Teepflanze. Aus 4 kg Blättern gewinnt man 1 kg Tee. Auf den Feldern pflücken hauptsächlich Frauen, wegen ihrer geschickteren Finger, Männer arbeiten in den Fabriken. Frauen müssen täglich mindestens 20 kg Blätter pflücken und bekommen dafür 170 Rs. Manche Frauen schaffen bis zu 100 kg pro Tag, wobei es pro kg 75 Paisa extra gibt (dreiviertel Rupee, 0,009 Euro). Alle die auf den Plantagen arbeiten dürfen sich kostenlos in einem dafür gebauten Krankenhaus behandeln lassen. Eine Teepflanze wird 400 Jahre lang genutzt. Man kann theoretisch aus jedem Blatt Tee machen. Grüner Tee ist super gesund und heilt alle Krankheiten (jedenfalls wenn es nach dem Führer im Teemuseum geht)!















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