Nachdem
die Spendenaktion in die Wege geleitet wurde, dachte ich mir ‘Zeit für Urlaub‘!
Ich nahm mir 1 Woche frei. Die erste Station war Mysore, wo eine meiner mit-
Freiwilligen arbeitet. Mysore ist eine sehr angenehme, eher kleine Stadt (ca.
890.000 Einwohner) mit einem wunderschönen Palast, einem riesigen, historischen
Markt und einem nahegelegenen Berg, auf dem ein Tempel steht und von wo aus man
einen traumhaften Ausblick auf die komplette Stadt hat. Außerdem kann man in
Mysore kaum einen Schritt tun ohne anderen Freiwilligen zu begegnen.
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Tibetanische Siedlung nahe Mysore |
Nach
dem Wochenende in Mysore zog ich mit 2 Freunden weiter in die hill stations –
die Erste war Ooty. Die Busfahrt war lang und anstrengend, Höhenmeter um
Höhenmeter kämpfte sich der Bus die engen Serpentinen hoch. Wir durchquerten
einige Naturschutzgebiete, mit der Zeit wurde es immer kälter, die Vegetation
veränderte sich. Es wurde waldig, die Bäume wurden immer größer, wir sahen die
ersten Teeplantagen. Nach 7 Stunden Busfahrt waren wir im 2200 m Höhe gelegenen
Ooty angekommen, die so genannte Königin der hill stations. Und es war kalt. Männer
laufen hier oben generell nur mit Schals und Pullovern herum, die Frauen tragen
Jacken über ihren Saris und große Tücher. Für uns, die wir ja nun schon 8 Monate
in Indien leben, war dies eine durchaus neue Erfahrung. Selbst in der Kneipe
wird man zumeist in Jacke bedient.
Früher
war Ooty ein Rückzugsort für die Briten, wenn sie genug von der Hitze der
tieferen Lagen hatten. Es dauerte nicht lange, bis wir einer der Spezialitäten
der hill stations begegneten – einem uns lang vergessenen Genuss: Schokolade.
An unseren Arbeitsorten gibt es zwar auch Schokolade, aber a) schmeckt die
einfach nicht gut und b) ist die generell immer schon am Schmelzen, sobald man
sie aufmacht. Genau deshalb wird (wie wir später herausfanden) der Kakao aus
Kerala unter anderem nach Ooty gebracht und dort zu Schokolade verarbeitet. Für
100 g zahlt man ungefähr 40 oder 50 Rupees, je nach Sorte. Mein
Schokoladenbedarf sollte jetzt bis März gedeckt sein. Auf einem Spaziergang
fanden wir ein altes Relikt der Briten: einen Friedhof. Dieser schien geradezu
einem Film entsprungen zu sein: über 150 Jahre alte, verwitterte Grabsteine,
überwachsene bzw. schon zerstörte Wege, Blumenkränze, die vor Generationen mal
jemand hergebracht haben muss. Viele der hier begrabenen wurden nicht älter als
50. Und zwischen all den alten Gräbern finden sich sogar neue, erst wenige
Jahre alt. Wir verbrachten gut über 1 Stunde an diesem faszinierenden Ort.
Für
Mittwoch stand Weiterreise auf dem Plan: wir fuhren südwärts nach Coimbatore,
von dort über Pollachi nach Udumalaipettai (alles wenig attraktive, touristisch
unbedeutende Städte). Unser eigentliches Ziel war Munnar, eine weitere hill
station in Kerala, die wir Donnerstag endlich erreichten. Auf dem Weg fuhren
wir stundenlang durch unendlich weite Teeplantagen soweit das Auge reicht. Wir
fanden eine zentral gelegene, billige Unterkunft und machten dort erst einmal
Pause.
Munnar
ist sozusagen die Tee- Hauptzentrale Südindiens. Täglich gelangen von hier aus
LKW- Ladungen Tee in die ganze Welt. Es gibt sogar ein Tee- Museum und
natürlich kann man hier an jeder Ecke Tee kaufen (was bei uns nicht zu kurz
kam!). Zufälligerweise landeten wir eines Abends auf einer Pooja (Gott-
Verehrung im Hinduismus), als wir zum mit Öllämpchen beleuchteten Tempel
liefen. Außerdem gibt es hier jeden Abend Vorführungen von traditioneller
Kerala Kampfkunst, die man sich für 200 Rupees geben kann. Nun aber noch ein
paar Worte zu Tee: das sind die getrockneten Blätter der Teepflanze. Aus 4 kg
Blättern gewinnt man 1 kg Tee. Auf den Feldern pflücken hauptsächlich Frauen,
wegen ihrer geschickteren Finger, Männer arbeiten in den Fabriken. Frauen
müssen täglich mindestens 20 kg Blätter pflücken und bekommen dafür 170 Rs.
Manche Frauen schaffen bis zu 100 kg pro Tag, wobei es pro kg 75 Paisa extra
gibt (dreiviertel Rupee, 0,009 Euro). Alle die auf den Plantagen arbeiten dürfen
sich kostenlos in einem dafür gebauten Krankenhaus behandeln lassen. Eine
Teepflanze wird 400 Jahre lang genutzt. Man kann theoretisch aus jedem Blatt
Tee machen. Grüner Tee ist super gesund und heilt alle Krankheiten (jedenfalls
wenn es nach dem Führer im Teemuseum geht)!
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