Es
ist Februar, bereits Mitte des Monats. Das beunruhigt mich. Bald heißt es:
Mach’s gut Indien, wir werden uns wiedersehen!
Bereits
jetzt sind alle mir verbleibenden Tage komplett durchgeplant: gesamt noch 18
Tage, davon 3 bei Ravi und in der Schule, 9 zusammen mit meinen Eltern auf
einer kleinen Rundreise, 3 Tage zur freien Verfügung und dann nochmal 3 Tage
zur final evaluation in Bangalore. Am 1. März um 3 Uhr morgens geht es zurück
nach Deutschland. Ich fühle mich angespannt. Die ganzen Freundschaften, die
geknüpft wurden, die neue Kultur, neue Gewohnheiten, das Essen, die Arbeit in
der Schule, die neue Familie: all das verschwindet vom einen auf den anderen
Tag im Nichts. Geradeso als wäre es nie wirklich da gewesen. Wie aus einem
Traum aufwachend, findet man sich plötzlich in Deutschland wieder, in der
Heimat. In einem Land, in dem mich alle verstehen, ich genau weiß, wie ich mich
verhalten kann, darf und soll und wo die Menschen einfach anders eingestellt
sind. Da stellt sich doch die Frage: was bleibt?
Einiges.
Tausende von Fotos, die mit wundervollen Erinnerungen verknüpft sind. Neue
Freundschaften, von denen sich vielleicht (hoffentlich) einige über die Zeit
halten werden. Erfahrungen, die ich anderswo (und vor allem in Deutschland) so
nie hätte machen können. Neues Wissen und Fähigkeiten, die ich mir in Indien
aneignen konnte. Der Wunsch, nach Indien zurück zu kommen. Und ein Versprechen.
‘Ich komme nach wenigstens 3, aber maximal 5 Jahren wieder. Dann machen wir
eine get together party‘, das sage ich allen. Aber wie es dann aussieht, weiß
ja keiner. Nur die Hoffnung bleibt. Aber die hat mich bisher in Indien weit
gebracht.
‘Du
musst doch nicht gehen, bleib einfach in Indien‘, ‘Wenn du gehst, weinen wir
alle‘. Solche Sätze machen es mir nicht unbedingt einfacher mich zu
verabschieden. Aber immerhin geben sie mir das Gefühl, dass meine Zeit hier in
der Schule einen Sinn hatte. Die kleinen Scheißer werden mir fehlen.
Mach’s
gut Indien, wir werden uns wiedersehen – nach einer unbestimmten Zeit.