Am
Morgen fuhr mich dann ein Fahrer zum Busbahnhof von Vijayawada. Auf dem Weg
dorthin zeigte er mir die Stadt und erzählte mir seine halbe
Familiengeschichte. Der Bus von Vijayawada nach Nuzividu fuhr 1 Stunde. Dort
angekommen, rief ich Father (kurz: Fr.) Arokiaraj an, einen Freund von Raj, der
auch aus Manampathy stammt. Zum Warten setzte ich mich dann hin und binnen 2
Minuten kam schon der nächste Interessierte an. Sudhakar war sein Name. Er erzählte
mir von seiner Arbeit in einer Kirche in der Nähe und lud mich dorthin ein. Er
erzählte mir dann eine halbe Stunde von seiner Arbeit dort mit den Kindern, bis
Fr. Arokiaraj mit seinem Bike eintraf. Wir fuhren dann etwa 20 min in die 13 km
entfernte Schule, die St. Eugene English Medium School. Dort warteten gerade
die 206 Kinder auf den Schulbus, der alle in ihre Dörfer zurückbringt. Sie
umkreisten mich und überfielen mich mit dem gewohnten ‘What’s your name?‘ und
‘How are you?‘. Alle wollten mir ihre Hand geben und verrieten mir ihre Namen.
Manche waren sehr schüchtern, der Großteil aber überhaupt nicht.
Eingang zur Schule |
Dann
zeigte mir Fr. Arokiaraj mein Zimmer in der Schule, das ich mir mit ihm bis
nächste Woche Freitag teilen werde. Es ist in Ordnung, könnte schlimmer sein.
Immerhin hat er an mich gedacht und Klopapier mitgebacht, ohne Spaß. Dann hat
er mich den noch anwesenden Lehrern vorgestellt. Selbst die sind teilweise und
vor allem wenn es ums Englisch sprechen geht, sehr schüchtern. Obwohl sie gar
nicht mal schlecht Englisch reden.
Schulgebäude St. Eugene English Medium School |
Nach
einer Mittagspause fuhren halb 4 alle Lehrer zusammen mit dem Schulbus zum
sogenannten Canvassing in ein nahegelegenes Dorf. Dabei sprechen die Lehrer mit
den Familien, Kindern und vor allem den Eltern über die Schule und laden sie
dazu ein, auf ihre Schule zu gehen. Dabei wollen sie besonders die Dropper
(Schulabgänger) wieder an die Schule holen und auch Eltern mit jungen Kindern
davon überzeugen, ihre Kinder an die English Medium zu schicken (es gibt auch
Telugu Medium Schools, an denen kein Englisch gelehrt wird).
Diese
ganze Aktion war – um ehrlich zu sein – eines meiner Highlights bisher. Bereits
2 min nach unserer Ankunft im Dorf liefen sicher 20 Kinder hinter uns her. Das
waren zum Teil Schüler unserer Schule, zum Teil aber auch Kinder, die noch
nicht an die Schule gehen. Die Gruppe wuchs ständig. Wir sind dann von Haus zu
Haus und haben halt einfach die Eltern angequatscht, manchmal sehr erfolgreich,
manchmal weniger. Das Dorf selbst war bisher das ländlichste Dorf, welches ich
hier gesehen habe. Man stelle sich vor: ein Sandweg, rechts und links teils
Lehmhütten mit Palmenblatt- Dächern, teils auch befestigte Häuser. Überall
Büffel, Hühner und Hunde. Und Traktoren. Ich könnte mir vorstellen, dass manche
Bewohner hier zum ersten Mal in ihrem Leben einen Weißen gesehen haben, so
haben sie jedenfalls geguckt. Strom hatten sie. Aber auch jeder ein kleines
bestelltes Feld, denn ohne Landwirtschaft würden sie nicht überleben. In
manchen Häusern wurden uns Stühle zum Setzen angeboten, sowie Wasser,
Mangosaft, Lassi, oder sogar Kuchen. So liefen wir bestimmt 3 Stunden durch das
komplette Dorf. Ich könnte mir vorstellen, dass sich Columbus damals in
Südamerika so gefühlt hat, wie ich mich heute.
unser Einsatzfahrzeug - der Schulbus |
Der
Abend wurde krönend abgeschlossen: Fr. Arokiaraj besorgte 2 Bier für uns und
riet mir einen so genannten ‘Lungi‘ zu kaufen. Was das ist, würde ich euch gern
demnächst auf einem Bild zeigen. Bleibt also gespannt!
Apropos gespannt. Kannst du mir verraten was Lassi ist?
AntwortenLöschenlg
F.Sterner
Hallo Chrissie, na auf DAS Bild freu ich mich mächtig...LOL
AntwortenLöschenUnser Pfarrer ist Inder...der darf leider kein Lungi...aber er hat mir schon verraten, was es ist ;-)
Ich hoffe Du bist wieder gesund und munter. Liebe Grüße Jacqui