17. April 2013

Canvassing



Am Morgen fuhr mich dann ein Fahrer zum Busbahnhof von Vijayawada. Auf dem Weg dorthin zeigte er mir die Stadt und erzählte mir seine halbe Familiengeschichte. Der Bus von Vijayawada nach Nuzividu fuhr 1 Stunde. Dort angekommen, rief ich Father (kurz: Fr.) Arokiaraj an, einen Freund von Raj, der auch aus Manampathy stammt. Zum Warten setzte ich mich dann hin und binnen 2 Minuten kam schon der nächste Interessierte an. Sudhakar war sein Name. Er erzählte mir von seiner Arbeit in einer Kirche in der Nähe und lud mich dorthin ein. Er erzählte mir dann eine halbe Stunde von seiner Arbeit dort mit den Kindern, bis Fr. Arokiaraj mit seinem Bike eintraf. Wir fuhren dann etwa 20 min in die 13 km entfernte Schule, die St. Eugene English Medium School. Dort warteten gerade die 206 Kinder auf den Schulbus, der alle in ihre Dörfer zurückbringt. Sie umkreisten mich und überfielen mich mit dem gewohnten ‘What’s your name?‘ und ‘How are you?‘. Alle wollten mir ihre Hand geben und verrieten mir ihre Namen. Manche waren sehr schüchtern, der Großteil aber überhaupt nicht.

 
Schild an der Straße vor der Schule




Eingang zur Schule


Dann zeigte mir Fr. Arokiaraj mein Zimmer in der Schule, das ich mir mit ihm bis nächste Woche Freitag teilen werde. Es ist in Ordnung, könnte schlimmer sein. Immerhin hat er an mich gedacht und Klopapier mitgebacht, ohne Spaß. Dann hat er mich den noch anwesenden Lehrern vorgestellt. Selbst die sind teilweise und vor allem wenn es ums Englisch sprechen geht, sehr schüchtern. Obwohl sie gar nicht mal schlecht Englisch reden.


Schulgebäude St. Eugene English Medium School






Mangobäume hinter der Schule


Nach einer Mittagspause fuhren halb 4 alle Lehrer zusammen mit dem Schulbus zum sogenannten Canvassing in ein nahegelegenes Dorf. Dabei sprechen die Lehrer mit den Familien, Kindern und vor allem den Eltern über die Schule und laden sie dazu ein, auf ihre Schule zu gehen. Dabei wollen sie besonders die Dropper (Schulabgänger) wieder an die Schule holen und auch Eltern mit jungen Kindern davon überzeugen, ihre Kinder an die English Medium zu schicken (es gibt auch Telugu Medium Schools, an denen kein Englisch gelehrt wird).
Diese ganze Aktion war – um ehrlich zu sein – eines meiner Highlights bisher. Bereits 2 min nach unserer Ankunft im Dorf liefen sicher 20 Kinder hinter uns her. Das waren zum Teil Schüler unserer Schule, zum Teil aber auch Kinder, die noch nicht an die Schule gehen. Die Gruppe wuchs ständig. Wir sind dann von Haus zu Haus und haben halt einfach die Eltern angequatscht, manchmal sehr erfolgreich, manchmal weniger. Das Dorf selbst war bisher das ländlichste Dorf, welches ich hier gesehen habe. Man stelle sich vor: ein Sandweg, rechts und links teils Lehmhütten mit Palmenblatt- Dächern, teils auch befestigte Häuser. Überall Büffel, Hühner und Hunde. Und Traktoren. Ich könnte mir vorstellen, dass manche Bewohner hier zum ersten Mal in ihrem Leben einen Weißen gesehen haben, so haben sie jedenfalls geguckt. Strom hatten sie. Aber auch jeder ein kleines bestelltes Feld, denn ohne Landwirtschaft würden sie nicht überleben. In manchen Häusern wurden uns Stühle zum Setzen angeboten, sowie Wasser, Mangosaft, Lassi, oder sogar Kuchen. So liefen wir bestimmt 3 Stunden durch das komplette Dorf. Ich könnte mir vorstellen, dass sich Columbus damals in Südamerika so gefühlt hat, wie ich mich heute.


unser Einsatzfahrzeug - der Schulbus


Der Abend wurde krönend abgeschlossen: Fr. Arokiaraj besorgte 2 Bier für uns und riet mir einen so genannten ‘Lungi‘ zu kaufen. Was das ist, würde ich euch gern demnächst auf einem Bild zeigen. Bleibt also gespannt!

2 Kommentare:

  1. Apropos gespannt. Kannst du mir verraten was Lassi ist?
    lg
    F.Sterner

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  2. Hallo Chrissie, na auf DAS Bild freu ich mich mächtig...LOL

    Unser Pfarrer ist Inder...der darf leider kein Lungi...aber er hat mir schon verraten, was es ist ;-)

    Ich hoffe Du bist wieder gesund und munter. Liebe Grüße Jacqui

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